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Svavar Knutur: Ölduslód (Review)

Artist:

Svavar Knutur

Svavar Knutur: Ölduslód
Album:

Ölduslód

Medium: CD
Stil:

Traurige Musik für wundervolle Abende am Meeresstrand

Label: Beste! Unterhaltung
Spieldauer: 40:08
Erschienen: 28.09.2012
Website: [Link]

Es ist schon beeindruckend, wenn ein isländischer Naturgeist in den Tiefen der lebensüberbrodelnden Industriemetropole Berlin Gewinner des „Troubadour-Wettbewerbs 2012“ wird. Dabei verstehen wir unter einem Troubadour doch einen Dichter, Komponisten und Sänger höfischer, mittelalterlicher Lieder.

Bei SVAVAR KNUTUR aber müssen wir alles Höfische und Mittelalterliche abziehen und durch gefühlvoll sowie weltoffen bis heimatverbunden ersetzen, denn in der musikalischen „Wellen-Welt“, isländisch „Ölduslód“, wechseln sich fünf englischsprachige mit fünf isländisch gesungenen Liedern ab. Und ich halte jede Wette, dass die isländischen genauso wie die englischen Stücke wieder mit lyrischen Texten versehen sind, die nicht nur einen hohen künstlerischen Anspruch haben, sondern auch mal mit Sarkasmus oder Ironie, aber ebenso mit Bitterkeit und Melancholie ihre spannenden Geschichten erzählen. Dieser Isländer hat sich seinen Troubadour-Preis wahrhaft verdient, auch wenn er nicht irgendwelchen herrschenden Kasten mit seinen Liedern einen Gefallen tut, ihnen jedoch stattdessen mit einem stolz erhobenen Stinkefinger vor ihren selbstverliebten Larven rumfuchtelt.

Wie bereits auf dem vorherigen Album durchzieht die gesamte CD eine anheimelnde Lagerfeuer-Atmosphäre. Die Gitarre wird mal zart gezupft oder rhythmisch geschlagen, dazu die helle, deutliche, klare Stimme von Knútur, die ihre Texte zwischen lustig gestimmt und todtraurig vorträgt. So klingt eben nordische Folk-Musik der besonderen Art, deren Betonung eindeutig auf akustischer Gitarre, eindrucksvoller Stimme und schwer beeindruckenden Texten liegt. Und selbst wenn in seltenen Momenten eine Posaune oder Orgel, ein Cello oder singende Säge auftauchen, so sind dies nur zarte Tröpfchen auf dem heißen Knútur-Stein.

Ölduslód“ ist ein Album geworden, das einen interessanten Rahmen enthält und dessen erstes und letztes Stück die Höhepunkte dieses 40-minütigen Musik-Erlebnisses geworden sind. Außerdem könnten wir „Baby, Would You Marry Me?“ als ein optimistisches, beinahe stimmungsvoll-lustiges Lied bezeichnen, während „Prayer For The Dead“ nicht nur melancholisch, sondern beinahe deprimierend ausfällt. Der Text unterstützt mit jedem Wort diese bedrohliche Atmosphäre noch, wenn mit einer gehörigen Portion Sarkasmus verkündet wird:

Niemand macht dich für das verantwortlich,
Was du so von dir gibst.
Erst die Hölle wird es einfordern:
Dein Gebet nach dem Tod.

Du hast mich vergiftet und mich verletzt,
Mit allem, was du so gesagt hast.
Trotzdem werde ich dich immer lieben
Bis ich alt und grau geworden bin,
Auf meine ganz besondere Art.

Ein Album wie der alltägliche Ehe-Wahnsinn aus einer gutbürgerlich-gutgläubigen Scheinwelt. Es beginnt mit dem freudvollen Heiratsantrag und endet mit dem leidenschaftlichen Wunsch, irgendwie den Partner loszuwerden, dem man bis zum Tode die Treue geschworen hat und den man nun nicht mehr los wird, ohne den Mann im Mond zu erzürnen, der wenigstens zu Lebzeiten nicht den gleichen Fehler begangen hat und auf ein „leichtes Mädchen“ zurückgriff, statt wie diese irdischen Jammerlappen, die freiwillig einem sexuell zwanghaft-enthaltsamen Kuttenträger solchen Käse von ewiger Treue bis zum Tode zu schwören. Ähnlich bitterböse und trotzdem augenzwinkernd geht es auf „Ölduslód“ zu.

SVAVAR KNÚTUR – ein Name, der musikalisch mit NICK DRAKE, TIM BUCKLEY oder BONNIE „PRINCE“ BILLY in einer Ahnenreihe steht. Und während es so schön auf „Humble Hymn“ heißt: „The air between us / Is filled with silence […] So tell your stories / And ask your questions“, tut Knútur sein Bestes, um diese Stille mit zarten Klängen zu füllen und dabei Geschichten zu erzählen, die am Ende keine Fragen mehr offen, aber dafür ein nachdenkliches Kopfschütteln hinterlassen, während sich tiefe Falten auf unserer Denkerstirn breitmachen.

FAZIT: Nach den „Liedern am Lagerfeuer“ lässt SVAVAR KNÚTUR nun die Wellen des Lebens rauschen. Und die sind manchmal kaum zu sehen oder zu hören, dann aber schlagen sie über einem zusammen und ziehen alles, was ihnen in die Quere kommt, mit in die Tiefe der ewigen Stille. Wir müssen nicht immer nach Island fahren, um die Schönheit und Melancholie dieses Landes kennenzulernen – manchmal reicht es einfach, eine CD zu hören. „Ölduslód“ ist genau so eine CD!

Thoralf Koß - Chefredakteur (Info) (Review 3910x gelesen, veröffentlicht am )

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Wertung: 12 von 15 Punkten [?]
12 Punkte
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Tracklist:
  • Baby, Would You Marry Me?
  • While The World Burns
  • Emma
  • Ölduslód
  • Humble Hymn
  • Soundtracks
  • Vetrarsól
  • Komdu
  • Spor
  • Prayer For The Dead

Besetzung:

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